POST AUS ISLAND#1

VON LYDIA MEYER · 21.05.2012

Post aus Island

so. island jetzt. ein halbes jahr. zum arbeiten. was mit musik. um antworten auf eine einzige frage zu suchen: „wie machen die das?“

berge, meer, unberührte, raue landschaft, heiße quellen, merkwürdige tiere, gletscher und das ganze zeug, von dem man überall liest, gibt’s hier echt. und ich gebe zu: lange nicht mehr waren meine augen und ohren – ja selbst meine lunge so dankbar. aber der grund für mein kommen ist weder landschaft noch wetter, sondern die musik von hier. und das genau zum richtigen zeitpunkt. schließlich scheinen of monsters and men gerade nach björk und sigur rós der nächste große exportschlager dieser insel zu werden. den eindruck gewinnt man zumindest, wenn man einen blick in die einschlägigen musikmedien wirft – weltweit.

doch es sind nicht nur die großen, kommerziell erfolgreichen bands, die außerhalb der insel für faszinierte ohren sorgen. mit seabearborkowho knewfm belfast,helgi jonsson und neuerdings auch retro stefsonsin fang und sóley lassen schon seit längerer zeit auch ein weites spektrum relativ kleiner, unbekannter künstlerinnen und künstler von sich hören. musikredakteurinnen und -redakteure aller länder kratzen sich die köpfe, während in der sprechblase neben ihren leeren hirnen letter aufblitzen: „wie machen die das?“ 

medien überschlagen sich vor begeisterung über literatur, kunst und musik. und die bürgernahe politik soll vielleicht als vorbild für die ganze welt dienen. menschen schreiben diplomarbeiten über isländische musik, amerikanische millionäre wollen investieren und ein großes deutsches medium wollte im zuge der veröffentlichung einer rezension zum neuen album von agent fresco sogar den nabel des pop in die nördlichste hauptstadt der welt verschieben. es gibt unzählige dokumentationen und vor allem: das immer wiederkehrende klischee.

musik als beschäftigungstherapie, für ein barbarisches völkchen, das nichts kann außer fische fangen und saiten zupfen? glaub ich nicht. bessere antwort? hab ich nicht. aber ich find’s raus. na, vielleicht zumindest. einmal die woche gibt’s post aus island. ab jetzt. hier. bei roteraupe.