POST AUS ISLAND#9

von sprachskepsiszweinull

VON LYDIA MEYER · 08.08.2012

Post aus Island

hallo liebe, kleine welt! willst du mich eigentlich verarschen? diese dinge sind innerhalb der letzten 2 wochen passiert und langsam fange ich an an jesus bzw. den kosmos bzw. irgendeine andere scheiße zu glauben. 

1. d. und ich sind auf der suche nach essen im osten islands. wir halten in einem sehr, sehr traurigen ort mit etwa 300 einwohnerinnen – vielleicht so 500 km von reykjavík entfernt – und debattieren in einem ranzigen tankstellensupermarkt über weiß- und/oder knäckebrot als mögliches abendessen. es befinden sich exakt fünf menschen im laden: die verkäuferin, d., ich, mein isländischlehrer aus berlin und sein freund. 

2. zufällig habe ich a. und p. mal wieder getroffen. wir sitzen an einem freitagabend im café, trinken bier und reden. gegenüber von uns zwei menschen mit deuter-rucksäcken. deuter-rucksäcke sind neben jack-wolfskin-jacken ja ein äußerst deutsches outdoor-accessoire. ich versuche häufiger die nationalität von offensichtlichen touris an ihren outfits auszumachen und bin an diesem tag wohl ausnahmsweise erfolgreich: irgendwann steht p., der neben mir sitzt, auf, und das mädchen von gegenüber kommt auf mich zu, setzt sich neben mich und fragt “bist du aus berlin?” – “ne.” – “woher denn?” – “ich hab’ in leipzig studiert.” – “also bist du nicht aus berlin?” – “ne. aber ich hab da mal gewohnt für eine weile.” – “aber du hast nicht diesen sprachkurs mitgemacht, oder?” – “äh. doch. ach, daher kenn’ ich dich!” 

3. trinke ein bier mit einer kanadierin und sie fragt, woher genau ich komme. als ich erzähle, dass ich in leipzig studiere, sagt sie, dass sie eine einzige deutsche freundin habe, die dort auch wohne. nicht so spektakulär eigentlich. das gespräch geht weiter und irgendwann reden wir über italien und dann über spanien und sie erzählt von ihrem letzten trip nach granada. als ich sage, dass an meiner fakultät fast alle mal irgendwann in granada studiert haben, meint sie “ja, da habe ich auch m. getroffen!” ich denke kurz nach, vorher hat sie irgendwas von entwicklungshilfe und fotografieren und nahem osten erzählt. “ist sie blond und groß und spricht gutes französisch?” – “ja, sie ist sehr oft in marseille.” – und ich springe auf, hau auf den tisch und schmeiß fast mein glas um. morgen geh’ ich in die kirche.